Fassungslosigkeit beim VfB Fichte: Selbst die beste Saisonleistung beim 4:1 gegen Schermbeck konnte Ugurcan Pehlivan, Volkan Ünal und Niklas Szeleschus (von links) nicht vor dem Absturz in die Landesliga bewahren. Foto: Henrik Wittenborn
Von Henrik Wittenborn
Bielefeld (WB). Gewonnen und trotzdem alles verloren: Der VfB Fichte hat den Klassenerhalt in der Fußball-Westfalenliga verpasst. Mit einem 4:1 (2:0) gegen den SV Schermbeck klammerten sich die Hüpker zwar an den letzten Rettungsring, bekamen ihn allerdings auf den letzten Metern von der Spvg. Beckum aus den Händen gerissen. Der Spielfilm eines Abstiegsdramas.
15.01 Uhr: Auf der Rußheide rollt der Ball. Die Ausgangslage ist klar: Ein Sieg gegen den Zweiten vom SV Schermbeck ist Pflicht, dazu darf die Spvg. Beckum gegen den Dritten Preußen Münster II höchstens einen Punkt holen – andernfalls sind die Hüpker abgestiegen. Und auf Fichte-Seite hat sichtbar jeder den Ernst der Lage erkannt. Der VfB startet mutig ins Spiel.
15.15 Uhr: Der erste Schritt ist gemacht! Nach starker Kombination über Clemens Bachmann und Volkan Ünal taucht Niklas Szeleschus frei vor Schermbecks Keeper Tim Krückemeier auf und trifft im Fallen zum 1:0. Beinahe im gleichen Moment gibt es gute Nachrichten aus Beckum: Münster geht mit 1:0 in Führung, der Klassenerhalt für die Bielefelder ist jetzt zum Greifen nah.
15.18 Uhr: So einen Jubel hat es auf der Rußheide in dieser Saison wohl noch nicht gegeben. Jetzt bricht Bachmann im Zentrum durch und bewahrt vor Krückemeier die Nerven – 2:0 für den VfB. Der SVS weiß nicht so recht, wie ihm geschieht. Mit Ausnahme eines Versuchs von Marek Klimczok fällt den Gästen, die Platz zwei gegen Münster verteidigen müssen, wenig ein.
15.36 Uhr: Auf der Tribüne grummelt es zum ersten Mal. Beckum hat gegen Münster ausgeglichen und braucht nur noch ein Tor, um wieder am VfB vorbei zu ziehen. Der schmeißt sich weiter in jeden Ball und geht mit einer verdienten 2:0-Führung in die Pause.
Knockout um 16.45 Uhr
16.01 Uhr: Nicht einmal eine Minute ist in der zweiten Hälfte gespielt, da geht Benjamin Mulamba im Schermbecker Strafraum zu Boden. Schiedsrichter Florian Visse zögert nicht und zeigt auf den Elfmeterpunkt. Patrick Ruske tritt an und verwandelt ins rechte Eck zum 3:0. Fichte erfüllt seine Pflicht mit Bravour, in Beckum steht es weiterhin 1:1.
16.09 Uhr: Wieder gibt es Elfmeter, jetzt aber für die Gäste. Torhüter Berkay Yilmaz faustet einen Ball aus dem Strafraum, räumt dabei allerdings einen Schermbecker ab. Yilmaz ahnt die Ecke, aber Marc Schröters Schuss ist zu platziert – 3:1.
16.20 Uhr: Der Klassenerhalt rückt in weite Ferne. Beckum dreht das Spiel gegen Münster und führt mit 2:1. Jetzt wäre die Spvg. wieder gerettet und der VfB abgestiegen. Auf dem Platz spricht sich die schlechte Nachricht schnell herum.
16.23 Uhr: Niklas Szeleschus nimmt das Schicksal der Hüpker noch einmal in die Hand. In seinem letzten Spiel vor seinem Wechsel zum SC Roland taucht der Angreifer wieder frei vor dem Tor auf und trifft zum 4:1 – die Entscheidung, zumindest in Bielefeld.
16.30 Uhr: Die Blicke auf der VfB-Bank gehen immer weniger in Richtung Spielfeld und immer häufiger auf das Handy von Betreuer Yalcin Dündar, der das Ergebnis aus Beckum verfolgt. Fichte hat es nicht mehr in der eigenen Hand und braucht Hilfe von der Preußen-Reserve…
16.45 Uhr: …doch die gibt es nicht. Beckum trifft zum 3:1. »Das war’s«, weiß nicht nur Yalcin Dündar. Kurz danach pfeift Schiedsrichter Visse das womöglich beste Saisonspiel des VfB ab. Dann ist auch in Beckum Schluss und der Abstieg der Hüpker damit besiegelt. Niklas Szeleschus vergräbt sein Gesicht im Trikot. David Schwesig, der den VfB nach acht Jahren verlassen wird, kämpft ebenfalls mit seinen Emotionen. Trainer Mario Ermisch wirkt da vergleichsweise aufgeräumt: »Wir haben den Klassenerhalt nicht heute oder in den letzten Wochen verspielt. Wir haben zu spät begriffen, was man abrufen muss, um die Liga zu halten.«