Autor: Nicole Bentup / FuPa
Westfalenliga-Aufsteiger VfB Fichte überwintert auf einem Abstiegsplatz. Trainer Ermisch sieht gute Ansätze, die seine Mannschaft aber nicht oft genug auf den Platz zu bringen vermag
Der VfB Fichte Bielefeld ist wieder da, wo er nach dem eigenen Dafürhalten mindestens hingehört – nämlich in der Westfalenliga. Nach einem überragenden Landesligajahr, welches mit der Meisterschaft und somit dem Aufstieg gekrönt wurde, trennte sich der VfB von Trainer Julian Hesse und holte mit Mario Ermisch einen alten Bekannten zurück. Vor dem lag – und liegt – eine Menge Arbeit. Zahlreiche neue Spieler wurden verpflichtet, überwiegend sehr junges Personal muss Ermisch nun zu einer Einheit formen. Zur Serienmitte hat der VfB Fichte 16 Punkte und steht auf Rang Platz 14 der Tabelle, einem Abstiegsplatz. Insgesamt 21 Spieler wurden eingesetzt.
„Wir sind in einem ständigen Entwicklungsprozess“, beschreibt Ermisch die aktuelle Situation im Verein. Der alte Fahrensmann und frühere Heilsbringer – unter seiner Regie lieferte sich der VfB Fichte in der Saison 2003/2004 mit den Amateuren des DSC Arminia, dem VfL Bochum II und dem SC Verl ein packendes und unvergessenes Rennen l um die Oberliga-Meisterschaft – mag sich die Aufgabe, in relativ kurzer Zeit eine auf vielen Positionen veränderte neue Mannschaft zu einer funktionierenden Einheit zu formen, einfacher vorgestellt haben. Er hatte aber unter anderem damit zu kämpfen, dass zum Beispiel ein Führungsspieler wie Baris Orhan an einer langen Verletzung laborierte. Dazu gesellte sich im Verlauf der Hinrunde noch die schwere Verletzung von Flügelflitzer Furkan Ars, der den „Hüpkern“ ebenfalls noch einige Zeit fehlen wird. „Das sind alles kreative Leute“, so Ermisch.
Bereits in den ersten drei Spieltagen erlebte der VfB Fichte alles, was eine Fußballsaison ausmacht. Gestartet mit einem Last-Minute-Sieg gegen die Reserve von Preußen Münster, folgten eine Niederlage und ein Unentschieden. Der guten Ordnung halber gewann das Ermisch-Team dann wieder. Allerdings währte die Freude nur kurz, denn die „Hüpker“ starteten eine Serie – leider im Negativen: vier Niederlagen am Stück. Darunter sicherlich besonders bitter die Heimpleite gegen den bis dato noch punktlosen SV Spexard – der den VfB Fichte aber mittlerweile in der Tabelle überflügelt hat. Nicht minder ärgerte Trainer Ermisch auch die 4:5-Pleite in Rödinghausen.
Erst am zehnten Spieltag konnte man sich an der Rußheide wieder über einen Dreier freuen. Bei miesen äußeren Bedingungen schlug der VfB den SuS Stadtlohn knapp mit 1:0 durch einen Treffer von Furkan Ars. „Solche Spiele musst du einfach mal gewinnen“, erklärt Ermisch, dem die darauffolgende Serie von fünf Unentschieden nicht wirklich schmeckte. Besonders das 2:2 in Roxel fuchst das Trainerurgestein bis heute. „Unfassbar“, kommentierte das Geschehen damals kurz und knapp. In einigen Partien sei der VfB Fichte nur knapp an einem Sieg gescheitert, dort habe es vor allem an der Effektivität vor dem Tor gefehlt. „Manchmal musst du Dinge auch erzwingen wollen“, so sein Credo.
Trotz der mitunter weniger schönen Ergebnisse sieht Mario Ermisch gute Ansätze: „Der Lernprozess geht immer weiter. Wir haben eine junge Mannschaft, die dahin kommen muss, ihr Potenzial besser auszuschöpfen, als das in vielen Partien der Hinrunde der Fall war.“
Möglicherweise trägt ja die bisher sehr erfolgreiche Hallensaison dazu bei, eben dieses vorhandene Potenzial endlich auch auf dem Feld zu zeigen. Immerhin sind die „Hüpker“ nach 17 Jahren Abstinenz wieder Titelträger bei den Hallenfußballstadtmeisterschaften. Damals im Übrigen hieß der Trainer auch Mario Ermisch. Fußballvorstand Jobst Hölzenbein kommentierte es mit den Worten: „Ohne Mario scheint es offenbar nicht zu gehen.“ Kapitän Volkan Ünal heimste die Torjägerkanone für sich ein. Dazu gesellte sich nun auch noch der Erfolg beim Wiedenbrücker Hallenturnier, bei dem sich Goalie Berkay Yilmaz auch noch die Auszeichnung des besten Torhüters des Turniers sicherte.
„Diese Erfolge, vor allem der Gewinn der Hallen-Stadtmeisterschaft, sollten uns auch draußen einen Schuss Stabilität geben“, meinte Clemens Bachmann bei den Jubel-Feierlichkeiten in der Seidensticker Halle. „Es ist natürlich schön, wenn du Hallenturniere gewinnst, aber unterm Strich zählt die Liga“, setzt Ermisch indes eindeutige Prioritäten. Personell gibt es nur eine Veränderung: Fatih Karabas hat den Verein verlassen und kickt nun in der Bezirksliga für den TuS Jöllenbeck.